Mutterglück im Geissenstall

17.06.2021

Mutterglück im Geissenstall

Zwei Gitzi kommen auf die Welt

Planung und Geburt bei Fanciulla

Ende September: Alle meine Geissen ausser Fanciulla kommen endlich nach Hause.

Sie macht Extraferien bei dem Kupferhalsbock namens Igor.

Der schöne Igor

Er ist ein Prachtexemplar von Geissbock und noch dazu ein Gentleman.

Ziegengeburt in Heimiswil

Nachdem Fanciulla gehörig die ganze Geissen Herde um Igor aufgemischt und drangsaliert hat, bekommt sie mit ihm ein Séparée, wo die Hochzeit nun hoffentlich klappt.

Fanciulla und Igor im Stall

Nach 2 Monaten ist sie wieder zuhause. Sie fehlte allen sehr und die Wiedersehensfreude ist gross!

Das Warten geht los. Ist überhaupt etwas passiert? Auch Geissen stehen nicht auf jeden dahergelaufenen Bock. Oder ist sie zu alt zum gedeckt werden? Wird alles rund gehen? Wie werden die Jungtiere aussehen? Wie Pfauengeisen mit langen Haaren? Werden sie überhaupt lebendig auf die Welt kommen? Oder gibt es nur ein Jungtier? Je näher der Termin, desto nervöser werde ich.

Da Geissen 5 Monate trächtig sind, kann es theoretisch ab Ende Februar schon losgehen. Ich denke jeden Tag, dass es jetzt soweit ist. An meinen Arbeitstagen kann ich auf Nachbarinnenhilfe zählen. Sie wechseln sich ab mit Kontrollieren.

Unsere Geduld wird auf eine harte Probe gestellt. Natürlich mach ich mich kundig über den Ablauf einer «normalen Ziegengeburt». Da steht, dass Schleim abgeht und dann geht’s bald los.
Ich sehe weissen Schleim und bin parat, doch ich warte ein Tag, 2 Tage, 2 Wochen und nichts passiert. Ein sicheres Zeichen ist ihr verändertes Verhalten: Sie seien dann sehr anhänglich, auch wenn sie normalerweise eher scheu sind. Das Meckern habe einen anderen Ton, so als ob sie ihre Kleinen rufen, den Baby Ton. Fanciulla ist verschmust, ist sie ja sowieso, sie wispert schon fast in den zartesten Tönen, wenn sie mich sieht. Dies macht sie nun schon seit mindestens einem Monat.

Noch ein Hinweis: Etwa 6 Stunden vor der Geburt vergehe ihnen den Appetit. Das ist ja mal hilfreich. So kann meine Nachbarschaftshilfe mit 3x kontrollieren die Zeit meiner Abwesenheit abdecken.

Am Dienstag, den 16.3., ist’s soweit: Ich bringe das abendliche Menu, einen Sack Heu. Fanciulla ist ganz oben auf der Weide unter dem Felsen und braucht lange, um aufzustehen. Mit durchgerecktem Rücken stakelt sie steif die Weide runter und kommt zum Fressen. Also wieder nichts gewesen (dachte ich).

Als ich eine Stunde später in den Stall komme, um die Geissen loszubinden, (ich muss sie zum Füttern anbinden, da sonst nur die Ranghöchste zum Fressen kommt und die anderen leer ausgehen), ist Fanciulla schon am Drücken und hinten schaut was raus!

Schnell binde ich die anderen frei und warte gebannt, wie es weiter geht. Doch irgendwie geht es nicht weiter. Sie drückt und drückt, da kommt eine kleine schwarzweisse Klaue raus. Dann: Stillstand. Nach einer halben Stunde kann ich nicht mehr länger warten. Denn laut Lehrbuch sollte eine Geissen Geburt etwa 1h dauern. Also sollt es schneller gehen oder auf jeden Fall sollte irgend Etwas passieren, doch es passiert nichts!

Es ist nun 19h Uhr und nach einer halben Stunde ist der Notarzt vor Ort. Immer noch schaut nur die kleine schwarzweisse Klaue raus.
Der Arzt spürt mal nach, wie er sagt. Dazu greift er beherzt hinten rein. Er drückt da und dort und zieht dann kommentarlos an den Beinen des Gitzi. Fanciulla schreit währenddessen wie am Spiess. Es bricht mir das Herz, sie so zu sehen.

Endlich flutscht ein langes Etwas raus. Für mich sieht es leblos aus. Vorsichtig legt der Arzt das Gitzi Fanciulla vor das Maul und siehe da: Es hebt den Kopf an, wenn auch die Ohren noch etwas hängen. Da beginnt ein Hin und Her an Meckern, der erste Dialog sozusagen, als ob sie sich fortwährend versichern müssten, dass sie auch wirklich beieinander und füreinander da sind. Ich fühl mal, ob da noch etwas ist, meint der Arzt und schon liegt da ein Zweites kleines Etwas! Es sieht dunkel, fast schwarz aus. Und weiter geht das Gemecker. Fanciulla ist zufrieden und leckt die Kleinen abwechselnd. Der erste, Schwarz-Weisse ist ein Böckchen und das Dunkle ein Mädchen.

Der Arzt meint, es sei gut gewesen, dass ich ihn gerufen hätte, es hätte bei einer so alten Geiss wie dieser noch Stunden dauern können. (Von wegen Lehrbuch).

Jetzt sind sie endlich da! Da beginnt der Stress erst. Ich habe eine fast schlaflose Nacht. Sie ist jedoch erfolgreich. Nach endlosen Versuchen und Hilfestellungen schaffen es die beiden Kleinen auf ihren Beinen zu stehen und das Euter (meistens) zu finden und zu saugen. Vor allem das Männchen anfangs extrem schwach und erschöpft von der Geburt braucht viel Zeit, um zu lernen, auf seinen wackligen Beinen zu stehen.

Obschon Fanciulla richtiggehend in die Fersen (sind ja nicht ihre Knie) geht, um die Milchbar näher an die Mäulchen zu dirigieren, dauert es lange, bis alles klappt.

Stolze Mutter

Sie sind da!

Die Zitze ist endlich gefunden

Die Zitze ist endlich gefunden

 
 Schocckoladenbraun: Das Weibchen

Ein süsses schokoladenbraunes Weibchen

Ganz die Mutter

Ganz die Mutter: das kleine Böckchen